Erfahrungsbericht über die Zentralmatura in Mathematik am 11.05.2015
von Gloria Gietl
Als die Schulglocke heute Morgen läutete und den Beginn der ersten Stunde im WIKU BRG Graz ankündigte, saßen die SchülerInnen meiner Klasse und ich bereits auf unseren Plätzen. Nervös war ich nicht, denn einerseits hatte ich in Mathematik nie Schwierigkeiten und andererseits hatte ich mich, da ich die Zentralmaturen in Deutsch, Englisch und Französisch bereits hinter mit hatte, schon an dieses „Oh-mein-Gott,-meine-Zukunft-hängt-von-den-nächsten-5-Stunden-ab-Feeling“ gewöhnt. Noch dazu war ich zuversichtlich dessen, dass das Bundesinstitut für Bildungsforschung sich nur allzu bewusst war, dass sich eine derartige Durchfallquote, wie bei der Modellschularbeit im Dezember, auf keinen Fall wiederholen darf. Ich persönlich ging davon aus, dass der Teil 1, bei welchem 2 Drittel, in unserem Fall 16 von 24 Beispielen, richtig gelöst werden mussten, um insgesamt eine positive Note zu erreichen, einfach und machbar gestaltet werden würde. Und so war es auch.
Der Großteil der Teil-1-Aufgaben sah zwar auf den ersten Blick schwierig aus, doch nach mehrmaligem Lesen (manche Aufgabenstellungen sind übertrieben kompliziert geschrieben) erkannte ich, dass ich das, was im Endeffekt gefragt war, auch beherrschte. Problematisch wurde dieses zeitaufwendige „x-fache Durchlesen“ jedoch hinsichtlich der auf 120 Minuten begrenzten Arbeitszeit. Als besonders „nett“ von den „Designern“ unserer Matura finde ich, dass nur die Formate „2 aus 5“ oder „1 aus 6“ gewählt wurden. Bei diesen konnte ich mir nämlich sicher sein, wie viele richtige Kreuzchen es gibt, ganz im Gegenteil zum Antwortenformat „x aus 5“. Im Allgemeinen beschäftigten sich viele Beispiele mit der Interpretation eines Rechenvorgangs im gegebenen Kontext. Hört sich vielleicht nicht außerordentlich schwierig an und ist es im Großen und Ganzen auch nicht. Das Problem hierbei ist, dass das „bifie“ nur begrenzt Antworten als richtig gelten lässt. Ist ein bestimmtes Wort oder ein bestimmter Ausdruck nicht in der Interpretation vorhanden, wird die ganze Aufgabe als falsch gewertet, auch wenn aus den Erklärungen der SchülerInnen eindeutig ersichtlich ist, dass sie das Beispiel und auch den Sinn verstanden haben. Somit kann ich sagen, dass mir der 1. Teil keine allzu großen Schwierigkeiten bereitet hat, jedoch versuche ich nicht allzu zuversichtlich zu sein, da die offiziellen Lösungen des „bifie“ sich nicht immer mit meinen Vorstellungen decken.
Der 2. Teil war, wie ich mir ebenfalls erwartet hatte, jenseits des Niveaus der Teil-1-Aufgaben. Unerfreulich finde ich das deshalb, weil ich mir als gute Mathematikschülerin eine gute Note erhofft hatte, aber das Hauptaugenmerk deutlich auf eine niedrige und akzeptable Durchfallquote gelegt wurde, wogegen ich wiederum natürlich nichts einzuwenden habe. Nichtsdestotrotz stürzte ich mich förmlich auf endlos lange Angabentexte (welche im Endeffekt keine Hilfe zur Aufgabenbewältigung darstellten) und zwang meinen Kopf auch nach ca. 3 Stunden nicht aufzugeben. Abermals waren die Fragestellungen etwas undeutlich formuliert und es war mir nicht immer klar, was von mir verlangt wurde. Leider forderte fast jedes der insgesamt 4 Beispiele physikalische Kompetenzen, was nicht wirklich meine Stärke ist. Nach ausreichender Beschäftigung mit den Aufgaben glaubte ich jedoch bald, den Durchblick erlangt zu haben und mindestens einigermaßen zu wissen, was ich tu. Ich bin gespannt, ob meine Ergebnisse zuletzt nun richtig sind (oder als richtig gewertet werden).
Abschließend möchte ich noch betonen, dass die Vorstellung einer zentralen und somit fairen Matura bei mir auf keinen Fall auf Widerstand stößt. Das Problem hierbei ist die Umsetzung und die Eingewöhnung der SchülerInnen auf ein neues System, welches meines Erachtens zu spät stattgefunden hat. Noch dazu sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Fairness auch bei diesem System nicht 100%ig gewährleistet werden kann, da die Benotung noch zu einem entscheidenden Anteil von den Lehrpersonen abhängig ist, was natürlich nicht immer als negativ zu bewerten ist.
Ich hoffe auf einen breigefächerten Lösungsschlüssel, der uns allen eine gute Mathematiknote im Maturazeugnis ermöglicht und dass eine Kompensationsprüfung für den Großteil von uns SchülerInnen nicht in Anspruch genommen werden muss. Hoffentlich haben sich die wertvollen Stunden, die wir statt dem Grazer Nachtleben unserem Mathematikbuch geopfert haben, ausgezahlt.