Du fragst dich, wo genau der Unterschied zwischen Psychologie und Psychotherapie in Österreich liegt? Wir erklären dir, was die beiden Begriffe bedeuten, wie die Ausbildungswege aussehen und was ihre Berufsbilder unterscheidet.
Grundlagen: Psychologie vs. Psychotherapie
Was ist Psychologie? Definition und Aufgabenfelder
Die Psychologie wird wörtlich übersetzt als „Seelenkunde“ und ist die Wissenschaft vom Verhalten, Denken und Fühlen des Menschen. Sie beschäftigt sich damit, wie Menschen wahrnehmen, lernen, sich erinnern, wie sie fühlen und was sie motiviert.
In Österreich ist das Psychologiestudium stark wissenschaftlich ausgerichtet und bietet eine solide Basisausbildung in verschiedenen Teilgebieten der Psychologie. So gibt es neben der klinischen Psychologie zum Beispiel auch Bereiche wie die Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie oder die Verkehrspsychologie.
Was ist Psychotherapie? Definition und therapeutische Ansätze
Psychotherapie ist die Behandlung psychischer Erkrankungen und Leidenszustände durch gezielte Gespräche und therapeutische Verfahren. In Österreich gibt es zahlreiche anerkannte Therapieansätze, wie beispielsweise die Verhaltenstherapie, bei der es darum geht schädlicher Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern, oder die Tiefenpsychologie, die versucht unbewusste Konflikte zu identifizieren.
Ausbildung und Aufnahmeverfahren
Studium der Psychologie: Voraussetzungen und Inhalte
In Österreich dauert das Psychologiestudium in der Regel sechs Semester. Ein darauffolgender Psychologie-Master dauert nochmal vier Semester. Da die Studienplätze stark begrenzt sind, für eine Bewerbung werden die Matura und die Teilnahme an einem strengen Aufnahmeverfahren vorausgesetzt.
Während des Studiums erwirbst du fundierte Kenntnisse in Statistik, Forschungsmethoden und verschiedenen Teilgebieten der Psychologie.
Wie genau das Aufnahmeverfahren aussieht, findest du auf unserer Infoseite sowie auf den Websites der jeweiligen Universitäten – Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt.
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Nach dem Psychologie-Studium: arbeiten im Gesundheitsbereich
Um in Österreich selbstständig als Psychologin oder Psychologe tätig sein zu dürfen, musst du nach dem Psychologie-Studium mindestens eine Ausbildung in der Klinischen Psychologie, der Gesundheitspsychologie oder der Psychotherapie abschließen. So wirst du in die Datenbank des Gesundheitsministeriums aufgenommen und darfst frei praktizieren.
Weitere Infos dazu findest du zum Beispiel auf der Website der AAP.
Das ist natürlich keine Pflicht. Selbstverständlich kannst du nach deinem Psychologie-Studium auch im wirtschaftlichen Bereich bleiben und zum Beispiel in der Arbeitspsychologie, im Personalwesen, Marketing, der Marktforschung oder einem anderen Tätigkeitsfeld arbeiten.
Ausbildung zum Psychotherapeuten: Vom Propädeutikum zum Fachspezifikum
Die Ausbildung zum Psychotherapeuten in Österreich ist umfangreich und verlangt in der Regel ein abgeschlossenes Studium (das muss nicht unbedingt ein Psychologie-Abschluss sein). Nach einem allgemeinen Theorieteil, dem sogenannten Propädeutikum, folgt eine vertiefende Ausbildung in einem der anerkannten therapeutischen Ansätze. Die gesamte Ausbildung dauert mehrere Jahre und schließt mit einer staatlichen Prüfung ab.
Wie genau das Studium in Wien aussieht, findest du auf der Website der MedUni Wien.
Ab 2026 wird die Psychotherapie-Ausbildung an öffentlichen Unis angeboten. Jährlich sollen bis zu 500 Masterstudienplätze in ganz Österreich vergeben werden.
Berufsbilder und Tätigkeitsfelder
Psychologie: Berufsbild
Psychologinnen und Psychologen in Österreich arbeiten in verschiedensten Bereichen. In der klinischen Psychologie zum Beispiel diagnostizieren und behandeln sie unterschiedliche psychische Störungen; in der Arbeitspsychologie optimieren sie Arbeitsbedingungen; in der Verkehrspsychologie beurteilen sie die Fahreignung. Viele Psychologinnen und Psychologen sind auch in der Forschung tätig.
Psychotherapie: Berufsbild
Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Österreich behandeln Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Leidenszuständen. Sie arbeiten in Privatpraxen, Krankenhäusern oder Beratungseinrichtungen. Ihr Arbeitsalltag besteht aus regelmäßigen Gesprächen mit ihren Patientinnen und Patienten, bei denen sie therapeutische Techniken anwenden, um den Behandelten zu helfen.
Befugnisse und Unterschiede in den Tätigkeiten
In Österreich gibt es klare Unterschiede zwischen den Befugnissen von Psychotherapeuten und Psychologen:
- Behandlung von psychischen Erkrankungen: Beide Berufsgruppen können Menschen mit psychischen Problemen oder Erkrankungen behandeln. Psychotherapeutinnen und -therapeuten haben allerdings eine spezielle Ausbildung, die es ihnen erlaubt, therapeutische Gespräche zu führen und verschiedene therapeutische Techniken anzuwenden, um psychische Erkrankungen zu behandeln.
- Diagnosestellung: Klinische Psychologinnen und Psychologen dürfen psychische Störungen diagnostizieren. Dazu verwenden sie verschiedene diagnostische Instrumente und Tests. Psychotherapeutinnen und -therapeuten fokussieren sich dagegen auf die therapeutische Behandlung und machen grundsätzlich keine Diagnosen, wie in der klinisch-psychologischen Diagnostik.
- Medikamentöse Behandlung: Weder Psychotherapeutinnen und -therapeuten noch Psychologinnen und Psychologen dürfen Medikamente verschreiben. Medikamente verschreiben, vor allem Psychopharmaka, dürfen nur Ärztinnen und Ärzte, insbesondere Psychiater:innen.
- Durchführung von Tests: Klinische Psychologinnen und Psychologen sind speziell ausgebildet, um psychologische Tests durchzuführen. Mit diesen Tests können sie die kognitive Leistungsfähigkeit, Persönlichkeitsmerkmale oder spezifische psychische Störungen messen. Psychotherapeutinnen und -therapeuten machen eigentlich keine solchen Tests, es sei denn, sie haben auch eine Ausbildung als Psychologin bzw. Psychologe.
- Beratung vs. Therapie: Psychologinnen und Psychologen übernehmen oft eine beratende Funktion in verschiedenen Bereichen (z. B. in der Arbeits- oder Schulpsychologie). Der Schwerpunkt von Psychotherapeutinnen und -therapeuten hingegen liegt in der therapeutischen Behandlung von Individuen oder Gruppen.
Unterschied Psychologie und Psychotherapie: Fazit
Die Psychologie ist ein breites wissenschaftliches Feld, das sich mit dem menschlichen Verhalten und Denken beschäftigt und Diagnosen stellt. Die Psychotherapie auf der anderen Seite konzentriert sich auf die therapeutische Behandlung von psychischen Erkrankungen. Beide Berufe sind in Österreich streng reguliert und verlangen eine umfangreiche Ausbildung.
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Eine Psychologin oder ein Psychologe erforscht das menschliche Verhalten, Denken und Fühlen. Er kann psychologische Tests machen, Beratungen anbieten und in bestimmten Fachgebieten, wie der klinischen Psychologie, Diagnosen stellen und Behandlungen durchführen.
Ein:e Psychotherapeut:in behandelt Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Leidenszuständen durch therapeutische Gespräche und Interventionen. Sie helfen Patientinnen und Patienten, ihre Probleme zu verstehen und Lösungsstrategien dafür zu entwickeln.
Der wichtigste Unterschied zwischen Psychologie und Psychotherapie ist die therapeutische Ausbildung. Psychotherapeutinnen und -therapeuten sind befähigt, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Schwierigkeiten zu behandeln, während Psychologinnen und Psychologen das nicht sind.
Nein, in Österreich muss man nicht zwingend Psychologie studiert haben, um eine Psychotherapie-Ausbildung zu beginnen. Viele Psychotherapie-Ausbildungen setzen ein abgeschlossenes Studium voraus, das kann aber auch in einem anderen Fachgebiet sein. Es ist aber von Vorteil, schon Vorkenntnisse im Bereich der Psychologie zu haben.