TAG X: Wie ich den MedAT im zweiten Anlauf bestanden habe
5600 Bewerber für 660 Studienplätze an der Meduni Wien machten sich am 3. Juli 2016 auf den Weg zum Messegelände Wien, um dort den MedAT zu schreiben – und gefühlt alle 5.600 fuhren an besagtem Tag mit mir in der U-Bahn. Alle paar Meter traf ich auf ein bekanntes Gesicht. Mehr Zeit als für kurzen Smalltalk blieb aber nicht: Von der Masse an nervösen Studienplatzanwärtern weitergeschwemmt ging es durch die Gänge des Messegeländes, Garderoben, Sicherheitskontrollen und schon saß ich auf meinem Platz in einer Halle, die mir mehr als deutlich bewusst machte wie viele andere neben mir diesen Test noch schreiben würden.
Aber noch bevor ich zu viel darüber nachdenken konnte, wurde mein nervöser Gedankengang unterbrochen: „Kennen wir uns nicht…?“ Tatsächlich, ich hatte bei meinem zweiten MedAT-Antritt ein Deja-Vu-Erlebnis der besonderen Art: Neben mir saß der gleiche Medizinstudent-in-spe wie letztes Jahr! Belustigt tauschten wir Erlebnisse des letzten Jahres und Plan-B-Ideen aus, bis plötzlich die Halle gefüllt war und die blechernen Instruktionen aus den Lautsprechern ertönten.
Gut 4 Stunden später tapste ich, etwas benommen von all der Konzentration und Anspannung, auf den Hof und ließ mir die Mittagspause über die Sonne ins Gesicht strahlen, während ich mich mit einer Reihe Bekannten über alles Mögliche unterhielt. Einziges Tabu-Thema: der MedAT, denn nervös waren wir alle schon so genug.
Der kognitive Teil verging wieder wie in einer Art Trance, und ehe ich mich versah saß ich wieder in der U-Bahn am Heimweg. Mir brummte der Schädel, und die Erleichterung über den geschriebenen Test sollte nur kurz anhalten, denn der wirklich harte Teil stand mir noch bevor: die 5 Wochen Warten…
Lernen, lernen, lernen…
Ab Anfang März war der MedAT für mich Priorität Nr. 1 – das klingt vielleicht recht früh, allerdings hatte ich so neben den Stunden hinter Chemiewälzern und Biologieatlanten auch genug Zeit, um mein soziales Leben nicht völlig vernachlässigen zu müssen. Gerade diese Pausen waren es, durch die ich mich über all die Wochen hinweg immer wieder mit neuer Motivation an meinen Schreibtisch setzte, ohne die Grenze zu einem Burn-Out-Syndrom zu überschreiten.
Es war bereits mein zweiter Antritt (der erste war mehr ein „mal schauen, wie das so ist“-Versuch gewesen), und um das Jahr bis zum nächsten MedAT sinnvoll zu verbringen, hatte ich ein Pharmaziestudium begonnen. Viel Chemie, viel zu lernen – aber auch eine gute Basis für den Wissensteil! Somit konnte ich schon auf Einiges aufbauen.
Für den Kognitiven Teil traf ich mich ein Mal pro Woche mit einer Freundin, wir tauschten Lernmaterialien und Tipps aus und übten sämtliche Untertests durch. Durch diesen wöchentlichen Fixtermin war ich „gezwungen“, mich auch mit den Testteilen auseinandersetzen, von denen ich dachte, nicht viel besser werden zu können. Und tatsächlich sah ich lange keine Erfolge. Aber als ich dann Mitte Juni meine Ergebnisse von „Figuren zusammensetzen“ mit denen von März verglich, war ich erstaunt, was all das Üben doch bewirkt hatte!
Anfang Juni nahm ich an einem Vorbereitungskurs von aufnahmeprüfung.at teil, um zu sehen, wo meine Schwächen lagen und worauf ich mich im letzten Monat noch besonders konzentrieren sollte. Durch den Kurs bekam ich noch ein paar extra-Tipps, Lernunterlagen, und die Zeit mit anderen MedATlern motivierte mich dazu, die letzten Wochen nochmal die Zähne zusammenzubeißen…
Tipps & Insiderwissen
Fürs Lernen:
- Früh anfangen! Klar, jeder ist ein anderer Lerntyp, aber mir haben gerade die Pausen dazwischen geholfen, das gelernte zu verarbeiten und motiviert zu bleiben – und wer früh genug anfängt, kann ruhig Pausen ohne schlechtem Gewissen einlegen.
- Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass man sich, was den kognitiven Teil betrifft, nicht wirklich verbessern kann. Ja, es ist zeitaufwendig. Ja, es geht langsam. Und nein, es gibt im Endeffekt vermutlich keine Steigerung um 80%. Aber dafür vielleicht um 20, und wenn ihr euch in jedem Untertest um 20% verbessert, dann können das die Prozente sein, die euch den Studienplatz sichern!
- Lernunterlagen austauschen. Umso mehr ihr übt und lest, umso mehr bleibt hängen, aber bei den Preisen für MedAT-Unterlagen wird das schnell teuer. Sucht euch Leute, die den MedAT auch schreiben wollen und gründet eine eigene kleine Bibliothek!
- Sich ein Mal pro Woche zusammenzusetzen hilft ungemein, sich an den Lernplan zu halten und nicht den Überblick zu verlieren.
Für den Test selbst:
- Essen mitnehmen! Mein Proviant hätte wohl auch für eine Wanderung durch Sibirien gereicht, aber ihr braucht die Nervennahrung! Ein paar Traubenzucker sind zwar platzsparender, aber satt machen sie trotzdem nicht.
Am besten richtet ihr euer Fresspaket schon am Vortag her. Es gibt dort zwar auch Bäcker und Supermarkt in der Nähe, aber angesichts der Kandidatenzahl würde ich mir nochmal überlegen, ob ihr euch in der Mittagspause dann wirklich dort anstellen wollt…
- Weste einpacken. Es kann in diesen Hallen ziemlich kühl werden, und gerade wenn es draußen sommerlich warm ist, ist der Temperaturunterschied noch drastischer.
- Unnötiges zu Hause lassen. Spart euch das Anstehen bei der Garderobe, wenn es nicht unbedingt nötig ist: kostet sonst nur Zeit und Nerven.
- Redet mit eurem Sitznachbarn; sei es über eure Geschwister, euer Lieblingsessen, eure Pläne für die Sommerferien. Es kann sein, dass ihr noch eine ganze Weile auf den Testbeginn warten müsst, wenn ihr schon am Platz sitzt. Wer dabei beobachtet, wie sich langsam die Halle füllt, der Strom an Menschen aber immer noch nicht weniger wird, der kann da ganz schön nervös werden! Gespräche mit „Leidensgenossen“ lenken ab, und lockern die Situation ein wenig auf.
- Teilt euch eure Toilettenbesuche ein. Während dem Test aufs Klo zu gehen kostet Zeit, gleichzeitig ist wenig Trinken auch keine Lösung (einem dehydrierten Gehirn mangelt es an Konzentrationsfähigkeit). Es macht also Sinn, sich schon im Vorhinein zu Überlegen, wann ihr was trinkt – klingt ein bisschen übertrieben, aber ihr werdet noch froh darüber sein!
- Mittagspause ist PAUSE. Es hat keinen Sinn, sich währenddessen den Kopf über potentiell falsche Antworten zu zerbrechen. Was angekreuzt ist, ist angekreuzt, jetzt zählt nur, was als nächstes kommt. Lasst euch nicht verunsichern!
- Lasst euch nicht nervös machen! Leichter gesagt, als getan, angesichts der 5600 Leute, die mit euch in diese Halle sitzen. Aber ihr habt die gleichen Chancen wie jeder andere auch. Ihr habt euch gut vorbereitet, ihr habt gelernt wie wild, Zeit und Tränen (hoffentlich letzteres nicht wirklich) hineininvestiert, und jetzt schreibt ihr diesen Test, mit all dem Wissen, dass ihr neu dazugewonnen habt. Do the best you can, and it will be enough.
Nicht geklappt?
Nicht Verzweifeln! Bei mir war auch erst der zweite MedAT-Antritt erfolgreich, und unter meinen Mitstudenten ist kaum jemand, der nicht schon vorher etwas anderes studiert hat. Das Alter ist sehr gemischt, und ich zähle mit meinen 19 Jahren noch wirklich zu den Küken unter den Medis, also keine Sorge, dass ihr „wertvolle Zeit verliert“ o.ä.
Sucht euch einen Plan B, auf den ihr notfalls zurückgreifen könnt. Dann steht ihr nicht völlig verloren da, sondern könnt die Zeit bis zum nächsten Test sinnvoll nutzen. Biologie, Chemie, Lebensmitteltechnologie oder Pharmazie sind zB. beliebte Ausweichstudien, auch die Sanitäterausbildung oder ein FSJ sind gute Alternativen. Oder macht etwas ganz anderes – ich kenne auch einige, die erst mal quer durch die Welt gereist sind, bevor sie wieder zu lernen begonnen haben.
So oder so, das allerwichtigste ist: Lasst euch nicht stressen. Der von mir meistgehasste Satz während meiner MedAT-Vorbereitung war „Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es auch!“ – als ob ich diesen Studienplatz nur nicht richtig wollen würde… Aber im Nachhinein muss ich (wenn auch nur widerwillig) zugeben, irgendetwas ist doch dran. Dieser Test ist schwer, aber kein Ding der Unmöglichkeit; also gebt nicht auf, irgendwann macht sich die ganze Mühe bezahlt!