Im Wintersemester 2011/2012 wurde an den Universitäten in Österreich die Studieneingangs- und Orientierungsphase (kurz STEOP) für Bachelor-, Lehramt- und auch die verbleibenden Magisterstudien eingeführt. Demgegenüber stehen Aufnahmeprüfungen in den Studienrichtungen Psychologie, Medizin, Veterinärmedizin, Publizistik und an den FHs.
Durch die STEOP sollten Studierende ihr Studium im ersten Semester kennenlernen und entscheiden, ob es wirklich die richtige Wahl war. Im Gegensatz dazu entscheidet eine Aufnahmeprüfung schon im Vorhinein darüber, ob man ein Studium absolvieren darf oder nicht. Im Klartext heißt die Steop für die Studierenden: Die Prüfungen der Studieneingangsphase, sind im ersten Semester zu absolvieren und das wiederholen von Prüfungen ist nur einmal möglich. Dies wurde mittlerweile geändert und jetzt sind 3 Prüfungsantritte möglich. Der Umfang der STEOP beträgt je nach Studium 15 bis 30 ECTS Punkte und erst wenn alle Prüfungen, die im Rahmen der STEOP zu absolvieren sind bestanden wurden ist es möglich andere Lehrveranstaltungen zu besuchen.
Dieses System wurde gerade in der letzten Zeit stark kritisiert, da es zum einen Studenten in gewisser Weise von ihrem Studium aufhält – es können im ersten Semester nur Lehrveranstaltungen der STEOP besucht werden – zum anderen wird nach meist Multiple Choice Prüfungen entschieden, ob der Student für diese Studienrichtung an der Universität für immer gesperrt ist.
Die stark umstrittene Eingangsphase wurde auch von der ÖH immer wieder kritisiert. Sie rief die Aktion STEOPWATCH ins Leben, bei der Erstsemestrige dazu aufgefordert wurden, Erfahrungen zur STEOP via Email oder Onlineumfrage einzuschicken. Das Ergebnis: 70 % der 2298 Studierenden gaben an, dass die STEOP nich oder eher nicht der Orientierung im Studium beigetragen hat. Besonders bitter gestaltet sich die Situation für Lehramtsstudenten, die die Pädagogikprüfung nicht bestehen: Sie haben eine lebenslange Sperre auf alle Lehramtsstudien an der jeweiligen Universität – so kann der Traum des Lehrberufs schon im ersten Semester aufgrund einer Multiple-Choice Prüfung zerplatzen. Die ÖH kritisiert in ihrem STEOPWATCH Evaluationsbericht vor allem die unterschiedliche Durchführung der Studieneingangs- und Orientierungsphase, sowie den psychischen Druck, der durch die Androhung einer lebenslangen Sperre bei zwei erfolglosen Prüfungsantritten entsteht.
Angelika Gruber vom Vorsitzteam der ÖH meint dazu: „Die STEOP ist in allererster Linie eine Schikane für Studierende, die dazu verwendet wird, Studierende aus ihrem Wunschstudium zu drängen. Sie ist eine politisch motivierte Knock-out Phase, die für Studierende zahlreiche, negative Konsequenzen hat.“
Auch der österreichische UniversitätslererInnenverband nimmt in einer Aussendung Stellung zur Studieneingangsphase: „Die STEOP kommt letztlich im Prozess der Studienwahl zu spät, es ermangelt ihr an Flexibilität und sie bedürfte einer grundlegenden Neugestaltung“ heißt es hier.
Früher als die STEOP entscheiden Aufnahmeprüfungen über die Zukunft der Studenten. In Psychologie, Publizistik, Medizin, Veterinärmedizin sowie an Fachhochschulen wird bereits vor dem eigentlichen Studium ausgesiebt – aber ist das sinnvoll? „Ich glaube schon, dass es wichtig ist auszuwählen wer für das Studium geeignet ist und wer nicht – sonst würden viele vermutlich während dem Studium scheitern“ meint eine Medizinstudentin dazu. Die Aufnahmetests variieren allerdings sehr stark – während die Ergebnisse des EMS Tests doch häufig mit dem Studienerfolg korrelieren ist es bei anderen Studienrichtungen fraglich, inwiefern ein Aufnahmetest sinnvoll ist. Simone, eine Psychologiestundentin meint dazu: „Ein Aufnahmetest ist schon sinnvoll um die Anzahl der Studenten im Rahmen zu halten, aber ob der aktuell durchgeführte Aufnahmetest sinnvoll ist, weiß ich nicht wirklich.“
Zusammenfassend ist zu sagen, dass wohl beide Systeme ihre Vor- und Nachteile haben. Die STEOP kann und muss in Zukunft auf jeden Fall auf die Situation der Studierenden angepasst werden, da dies in den letzten beiden Semestern offenbar nicht wirklich gut funktioniert hat. Aufnahmeprüfungen haben den Vorteil, dass die Studenten und Studentinnen bereits vor Beginn des Studiums über die Aufnahme bescheid zu wissen und nicht eventuell ein „Orientierungssemester“ zu verlieren. Die ÖH Bundesvertretung plädiert dennoch für einen generell freien Hochschulzugang – ob dieser in Österreich in Zukunft finanzierbar und organisierbar sein wird, bleibt fraglich.
Bis dahin informieren wir euch natürlich weiterhin über alle Hürden, die ihr bis zum Beginn eures Wunschstudiums überwinden müsst!