Sinn von Aufnahmeprüfungen
Vor allem an Fachhochschulen, aber inzwischen auch immer öfter an Universitäten, werden Aufnahmeprüfungen als Auswahlkriterium für die Vergabe von Studienplätzen eingesetzt. Dabei stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist Aufnahmeprüfungen durchzuführen oder ob es bessere Alternativen dazu gibt. Wir haben dazu StudentInnen an Unis und FHs sowie Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle befragt.
Aufnahmeprüfungen bei begrenzten Studienplätzen
„Ich bin grundsätzlich für Aufnahmeprüfungen“, sagt Manuela, Studentin der FH Steyr. An den Fachhochschulen ist die begrenzte Anzahl von Studienplätzen ausschlaggebend für die verschiedenen Zugangsbeschränkungen. Das sieht auch Manuela so und meint dazu: „Wenn man schon Aufnahmekriterien benötigt, dann ist eine Aufnahmeprüfung viel aussagekräftiger als andere Systeme. Außerdem ist sie am Computer sehr leicht durchzuführen und auszuwerten.“
Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle sieht auch an den Universitäten Regelungbedarf: „Hochschulen haben Kapazitäten – und die müssen sie auch leben dürfen. An Fachhochschulen gibt es einen geregelten Zugang, an den Unis absolvieren rund 25 Prozent der Studierenden ein Aufnahmeverfahren für ihr Studium. Wir müssen den Zugang zu den Universitäten aber auch in den Massenfächern regeln. Ansonsten leidet die Qualität – sowohl für Studierende als auch Lehrende.“
Mögliche Alternativen
Als Beispiel für eine mögliche Alternative zu Aufnahmeprüfungen nennt Andreas, ein Student an der BFI FH Wien, die Möglichkeit vermehrt auf Bewerbungsgespräche zu setzen: „In Bewerbungsgesprächen kann man sich besser beweisen und zeigen was wirklich in einem steckt. Leider ist das nur bei einer niedrigen Bewerberzahl möglich, da es bei über 100 Bewerbern viel zu viel Aufwand wäre jede Person einzeln zu befragen. Deswegen werden persönliche Gespräche auch meistens mit vorangegangenen Aufnahmeprüfungen kombiniert.“
Aufnahmeprüfungen als Maßnahme gegen Überfüllung
Studiengänge ohne Aufnahmeprüfungen gibt es an vielen Universitäten. So auch an der TU Wien, wo Thomas studiert. „Sich nur zu inskribieren ohne dabei die Angst zu haben nicht aufgenommen zu werden ist ohne Frage toll. Der Nachteil ist aber, dass das Studium dadurch vollkommen überfüllt ist. Es sind sehr viele Studenten da, die einfach nur probieren ob ihnen das Studium passt und nach einem oder zwei Semester wieder aufhören.“, meint Thomas.
Dies ist auch einer der Gründe warum in einigen Massenstudien an Universitäten bereits Aufnahmeprüfungen verwendet werden. Welche Auswirkungen das haben kann, zeigt vor allem das Studium Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Seit der Einführung der Aufnahmeprüfung im Jahr 2010 sind die Anmeldungen für das Studium stark zurückgegangen und teilweise mussten die Aufnahmeprüfung aufgrund zu geringer Anzahl von BewerberInnen nicht durchgeführt werden. Die gegenteilige Entwicklung konnte an der Medizin-Universität Wien beobachtet werden: In den Jahren nach der Einführung des EMS-Eignungstests stieg die Zahl der BewerberInnen kontinuierlich an.
Fazit
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Aufnahmeprüfungen wie jedes andere Zulassungsverfahren Vor- und Nachteile mit sich bringen. Wenn man sich seines Wunschstudiums bewusst ist, dann wird die Aufnahmeprüfung ein überwindbares Hindernis am Weg zum erfolgreichen Studium darstellen. Minister Töchterle dazu abschließend: „Mir ist wichtig, dass die Regelungen jedenfalls für alle jungen Menschen dieselben Chancen bieten. Wir haben bereits eine breite Palette an Aufnahmeregelungen, etwa an den Kunst- und Medizinunis sowie im Sportbereich. Die Aufnahmekriterien sollten jedenfalls den Anforderungen der jeweiligen Studien entsprechen und von den Unis im Rahmen ihrer Autonomie entwickelt werden – sie wissen schließlich am besten, welche Fähigkeiten in den verschiedenen Studien gefordert sind.“