Wien (OTS) – In einer Umfrage des Österreichischen Bundesverlags (öbv) geben 81 % der Lehrkräfte an, dass angesichts von KI die Vorwissenschaftliche Arbeit abgeschafft werden sollte. Sie beobachten zudem, dass sich die Maturant*innen schwer tun, sich für einen beruflichen Weg zu entscheiden.
Am 2. Mai startet die schriftliche Matura 2024. Den Beginn macht Deutsch, die Fächer Mathematik und Englisch folgen kommende Woche. Auch dieses Jahr war wieder die Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) als eine der drei Maturasäulen zu absolvieren.
Macht Künstliche Intelligenz die VWA hinfällig?
Spätestens seit dem Launch des generativen Texttools ChatGPT nutzen auch Schüler*innen KI-Lösungen. Da sich mit solchen Tools in sehr kurzer Zeit umfassende Texte bis hin zu einer vollständigen VWA erstellen lassen, kommt die Frage auf, ob diese überhaupt noch sinnvoll ist, um Kompetenzen abzuprüfen. Der öbv hat diese Frage im März 120 Lehrkräften gestellt, die in letzter Zeit Maturaklassen unterrichtet hatten. Dabei gaben 81 % an, dass die VWA angesichts von KI abgeschafft werden soll (49,2 % ja, 31,7 % eher ja).
„Wir müssen hinterfragen, wie wir zukunftsrelevante Kompetenzen sinnvoll prüfen und welchen Prüfungsteilen wir wie viel Gewicht geben. Die VWA-Präsentation, in der die Inhalte diskutiert und kritisch reflektiert werden, wird angesichts Künstlicher Intelligenz wichtiger denn je“
, so Christina Hauer, Geschäftsführerin des öbv, zu den Umfrageergebnissen.
Schwierigkeiten beim Weg nach der Matura
70 % der Lehrkräfte beobachten außerdem, dass die Schüler*innen sich schwer tun, sich für einen beruflichen Weg zu entscheiden (61,7 % eher schwer, 8,3 % sehr schwer). Sie schätzen, dass durchschnittlich erst 45 % der Maturant*innen wissen, was sie nach der Matura machen möchten (Stand Ende März). Die Lehrer*innen führen das vor allem auf die Vielfalt an Optionen, die Unsicherheit über eigene Interessen und Fähigkeiten sowie einen geringen praktischen Einblick in Berufsfelder zurück. Auch Erwartungen von außen sowie die Sorge vor Fehlentscheidungen machen nach Ansicht der Lehrkräfte den Maturant*innen die Berufswahl schwer.
„Junge Menschen haben immer mehr Schwierigkeiten, sich für einen Weg nach der Matura zu entscheiden – kein Wunder angesichts einer überwältigenden Vielzahl an Optionen und multipler Krisen. Es ist daher entscheidend, dass die Schule ihnen bei der Orientierung hilft, etwa durch praktische Einblicke in die Berufswelt oder durch die Reflexion über eigene Stärken und Interessen“
, schließt Christina Hauer ab.
Mehr Umfrageergebnisse zur Matura
Im Vorjahr hatte eine umfangreiche öbv-Befragung unter 634 Lehrkräften rund um die Matura sehr interessante Erkenntnisse zutage gefördert: 92 % der Lehrkräfte finden die Matura grundsätzlich sinnvoll, 64 % der Lehrkräfte halten sie jedoch in ihrer jetzigen Form für nicht zeitgemäß. Die Ergebnisse aus dem letzten Jahr finden Sie hier.
Quelle: Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG via APA OTS