Psychologie studieren in Österreich
Teil 8: Die erste Vorlesung
Über acht Erfahrungsberichte hinweg erzählt dir Nela ihren Weg zum Psychologie-Studium in Österreich. In ihrem achten Erfahrungsbericht nimmt sie dich mit in ihre erste Vorlesung.
Wahnsinn. Was hatten wir gehofft, gebangt und gekämpft.
Nach dem Test hatte keiner von uns das Gefühl wirklich sicher drin zu sein. Alle druksten ein wenig rum und freundeten sich innerlich mit ihrem Plan B an.
Doch wir hatten es wirklich geschafft. Wir verabredeten uns 20min vor Vorlesungsbeginn vor der Uni, um gemeinsam rein zu gehen.
Ich stieg an der UBahn-Station Schottenring aus und fuhr die Rolltreppen nach oben. Dort erwarteten mich ca. fünf Studenten, dick eingemummelt, um mir einen Flyer in die Hand zu drücken. Und das nur auf den ersten paar Metern. Es war ein wahres Flyerbombardement! Partys, Veranstaltungen, Studentengemeinschaften – es gab kaum etwas, was sie nicht verteilten.
Ich schlängelte mich durch die Menge und versuchte den WWF- Vertretern zu entkommen, die wirklich hartnäckig sein können. Endlich hatte ich meine Gruppe erreicht.
Wir genehmigten uns noch einen schnellen, kostenlosen Kaffee der RaiffeisenBank und gingen hinein.
500 Leute in einem Raum. Dicht gedrängt unten und auf der Galerie saßen sie und jeder strahlte so ein bisschen, denn es war nicht selbstverständlich hier zu sitzen.
Meine Güte waren wir stolz :D.
Wir saßen oben auf der Galerie und hatten so einen schönen Überblick über die Menge an Menschen. Um mich herum saßen viele sympathische und aufgeweckte Menschen und wussten ebenso selbst nicht so recht wohin mit den Augen. Vorne aufs Podium oder lieber erst einmal schauen mit wem man denn so studiert?
Nachdem der Professor den Kampf gegen das Mikrophon gewonnen hatte, sollte es nun endlich mit der ersten Vorlesung losgehen. Vorne an die Leinwand wurden die Folien projiziert und der Professor ging auf und ab. Es war ein seltsames Lernflair und trotzdem elegant.
Nach 90min war der Spuk vorbei. Wir verließen den Saal und genehmigten uns noch ein kostenloses Stück Pizza, das zu Werbezwecken am Ausgang verteilt wurde.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hat sich die Euphorie ein wenig gelegt.
Die ersten Partys wurden gefeiert, die ersten Prüfungen stehen an und es beginnt sich der Alltag einzuspielen. Es klingt vielleicht komisch, aber ich bin wirklich froh darum. Denn wenn man sich überlegt, was wir in den letzten zehn Wochen geschafft haben.. gelernt, einen Test geschrieben, gebangt, gehofft und dann einen Platz in Psychologie bekommen, eine Wohnung gefunden, wunderbare Leute kennen gelernt und auch die kleinen Hürden gemeistert, bin ich wirklich dankbar.
Ich bin froh hier in Wien zu studieren und von Weitem betrachtet, war alles gar nicht so schlimm.