Theorie und Praxis: Die wichtigsten Tipps zur mdw-Prüfung
Paula hatte uns bereits einige wichtige Tipps zur musiktheoretischen Aufnahmeprüfung an der Universität für Musik und darstellende Künste Wien (mdw) gegeben. Nun haben wir für dich Anna interviewt, die zusätzlich zu weiteren Theorie-Tipps auch einige Hinweise für den praktischen Teil am Instrument auf Lager hatte.
Anna hat bereits an mehreren Hochschulen Aufnahmeprüfungen absolviert und war daher genau die richtige, um Tipps für Theorie und Praxis einzuholen. Mit 26 Jahren hat sie bereits zwei Semester Lehramt in Musik mit den Hauptinstrumenten Geige und Klavier sowie nach erneuten fünf Semestern Geige und einem Semester Bratsche einen Doppel-Bachelor in Viola (künstlerisch und pädagogisch) in Graz und Karlsruhe hinter sich.
Generell sei jede Prüfung sehr unterschiedlich. Der musiktheoretische Teil der Aufnahmeprüfung (inklusive Gehörbildungstest) an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz habe beispielsweise mehrere Stunden gedauert und sei unter anderem daher für sie deutlich anspruchsvoller gewesen als die ca. einstündige Aufnahmeprüfung an der mdw in Wien.
Theorie: Stufen, Diktate, Septakkorde und Umkehrungen erwarten dich
Prinzipiell sei es wichtig, das Funktionen- und Stufensystem zu kennen, wobei in Österreich im Gegensatz zu Deutschland das Stufensystem deutlich verbreiteter sei und daher auch an der mdw verwendet werde. Außerdem musst du logisch denken und erkennen können, welche Akkorde an bestimmten Stellen kommen könnten und dass du dies auch stimmführungsmäßig richtig machst. Zumindest Grundkenntnisse musst du in diesem Bereich laut Anna auf jeden Fall vorweisen können.
Besonders wichtig findet Anna, dass man nicht schockiert ist, wenn Melodiediktate auf einmal mehrstimmig sind. Dafür sollst du es mehrmals üben, indem dir jemand verschiedene Stücke am Klavier vorspielt. So bist du dann auch nicht überrascht und weißt bei mehreren Stimmen direkt, was du als erstes aufschreiben solltest. Hier hilft es, Takte zu zählen und den Rhythmus kurz aufzuschreiben, empfiehlt dir Anna.
Da dir immer etwas vorgespielt wird, musst du außerdem auf jeden Fall in der Lage sein, Septakkorde und Dreiklangsumkehrungen zu erkennen, sagt Anna. Auch Generalbass-Bezifferungen sollten kein Problem für dich sein, bevor du zur Prüfung gehst. Gerade als Streicher musst du zusätzlich relativ fit am Klavier sein und dich gut mit Harmonien auskennen. Du solltest damit rechnen, dass du zwei einfachere Klavierstücke vorspielen musst, wie zum Beispiel von Bach und Schumann.
Praxis: Zeig‘ Ihnen in aller Ruhe, wer du bist
Abgesehen davon, dass man sein Instrument und auch die Theorie beherrscht, sei es laut Anna besonders wichtig, seinen Professor bereits vor der Prüfung kennenzulernen. Dadurch, dass tagtäglich bei den Prüfungen etwa 80 Bewerber vorspielen, solltest du irgendwie aus der Masse hervorstechen. Zum Beispiel solltest du nicht vollkommen anonymisiert im „kompletten Konzertdress“ bei der Prüfung erscheinen, sondern auch über Kleidung zeigen, wer du bist – ohne dabei den Rahmen des Anlasses zu vergessen.
Neben einem persönlichen Vorstellen vorab, sei es wichtig, auch während des Vorspielens eine positive Ausstrahlung zu haben und sympathisch zu wirken – am Ende entscheide sich der jeweilige Professor immer für den- oder diejenige, mit dem er nicht nur arbeiten kann, sondern auch will, da jeder oftmals nur ein bis drei Plätze hat.
Nimm dir genug Zeit zum Stimmen und bereite dich in Ruhe auf deinen Auftritt vor. Anna selbst hat manchmal zum Beispiel mit Dämpfer einfach auf der Toilette geübt, bevor es losging. Ruhe sei ganz wichtig, da man mit mehreren Mitbewerbern gleichzeitig in einem Raum vorspielt. Hier kommt es dann darauf an, dass du dich nur auf dich konzentrierst und die anderen bestmöglichst ausblendest, obwohl jeder oftmals so laut spielt, wie er kann.
Viele Wege führen dich an’s Ziel
Auf jeden Fall solltest du dich an mehreren Unis bewerben, damit du am Ende zwischen mehreren wählen kannst. Vor allem auch, damit du dich nicht von einer Prüfung abhängig machst. Laut Anna würden viele, die es bei einer Prüfung nicht direkt geschafft haben, sofort denken, dass sie zu schlecht sind. Außerdem würden Eltern oft Druck machen, dass man nun doch etwas „Ordentliches“ studieren solle.
Lass dich aber auf keinen Fall zu schnell entmutigen! Du solltest immer im Kopf behalten, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, deinen Plan, Musiker zu werden, zu verfolgen: Aus eigener Erfahrung empfiehlt Anna daher, dass du dich beispielsweise zuerst einmal Richtung Instrumental- und Gesangspädagogik oder Lehramt orientieren könntest. Gerade direkt nach der Matura bzw. dem Abitur hast du so noch einmal mehr Zeit, dir alles durch den Kopf gehen zu lassen.
Außerdem gibt dir Anna den Tipp, nicht zu vergessen, dass der praktische Teil der Prüfung besonders wichtig ist. Trotzdem solltest du natürlich nicht durch die musiktheoretische Prüfung fallen und dich in diesem Bereich sicher fühlen, bevor du antrittst. Allgemein solltest du dir sämtliche Informationen, die du auf der Website der Hochschulen findest, in Ruhe zusammensuchen, um genau zu wissen, worauf du dich vorbereiten musst. In diesem Zusammenhang empfiehlt dir Anna Beispiel-Klausuren, die du im Internet oder auf den Websites der Unis findest, sowie spezielle Vorbereitungskurse für den musiktheoretischen Teil der Aufnahmeprüfungen.
Abschließend erinnert Anna daran, dass es im Studium selbst nicht darum geht, schnell fertig zu werden, sondern, dass du möglichst lang bei einem guten Professor Unterricht hast. Lass dir also ruhig Zeit, wenn du es einmal hineingeschafft hast.
Weitere Tipps haben wir nach einem Besuch auf dem Campus der mdw für dich zusammengetragen. Weitere Informationen zu den Musik- und Instrumentalstudiengängen an der Universität für Musik und darstellende Künste Wien erhältst du hier. Von uns empfohlene Vorbereitungskurse für den musiktheoretischen Teil der Aufnahmeprüfung findest du hier.