Ein Studienstart ist immer etwas Aufregendes. Es ist der Beginn eines neuen Lebensabschnittes, der häufig auch als „die beste Zeit des Lebens“ betitelt wird. Für viele ist es auch besonders schön, da sie sich zuerst einem fordernden Aufnahmeverfahren stellen mussten, um ihr Traumstudienplatz zu erhalten. So geht es häufig Medizinstudenten: Das Medizinaufnahmeverfahren ist einer der Selektivsten in Österreich.
Wir haben zwei Studentinnen der medizinischen Universität Innsbruck gefragt, wie sie das Aufnahmeverfahren bestritten haben, mit welchen Erwartungen sie in das Studium gegangen sind und ob sich diese im ersten Semester bis jetzt schon bewahrheitet haben.
Menschen helfen und Interessen verfolgen
Warum würde man sich ein solch zeitintensives und nervenaufreibendes Aufnahmeverfahren überhaupt antun? Es ist die Motivation, etwas Gutes zu tun, die Anna antrieb, den MedAT noch ein zweites Mal in Angriff zu nehmen als es nach dem ersten Mal nicht geklappt hat. „Ich wollte immer etwas mit Menschen machen, etwas Soziales, weil ich sehr gut mit Menschen kann (…) Es ist mir einfach ein großes Anliegen, Menschen zu helfen, sowohl psychisch als auch physisch.“
Neben dem sozialen Aspekt, ist der Bereich der Medizin sehr breit und deckt verschiedene Fachrichtungen ab: „Mich haben immer schon die Naturwissenschaften total interessiert, vor allem Chemie und Biologie. Die Medizin vereint meine Interessen bezüglich dieser Fächer.“, erzählt Anna.
Auch für Marie vereinigen sich in der Medizin einige ihrer Interessen, was sie dazu motivierte, sich ein zweites Mal dem Aufnahmetest zu stellen: „Seit der Schule spiele ich ein bisschen mit dem Gedanken, in die Sportmedizin oder Orthopädie zu gehen. Ich interessiere mich auch sehr für Ernährung und wie der menschliche Körper funktioniert.“ Die Medizin bietet Möglichkeit, diese Interessen zu verfolgen und sich zahlreiche Türen für das zukünftige Berufsleben offen zu halten.
Bis April den gesamten Stoff gelernt
Ein selektives Aufnahmeverfahren wie jenes des Medizinstudiums verlangt viel Durchhaltevermögen, gute Nerven und vor allem die richtige Vorbereitung ab. Je nachdem, ob man schon mit der Schule fertig ist, muss man sich monatelang parallel auf den Aufnahmetest und die Matura oder sonstige Abschlussprüfungen vorbereiten. Es braucht Organisation und gute Zeiteinteilung, doch wie geht man dafür vor?
„Wo ich den Test das erste Mal versucht habe, habe ich schon im Oktober angefangen, mich zu informieren, Dokumente zusammenzusuchen, mir die besten Quellen herauszuschreiben, Skripten zu suchen und ab ungefähr dort habe ich auch angefangen, mir selbst Zusammenfassungen zu schreiben“, erzählt Anna. Als sich die damals 20-jährige nach einem gescheiterten Versuch dazu entschied, noch einmal anzutreten, hatte sie den Vorteil, Skripten und Zusammenfassungen vom ersten Antritt schon zu haben. Allerdings studierte sie parallel zur Vorbereitung Pharmazie und musste versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen.
Die Vorbereitung auf den zweiten Antritt verlief bei Anna folgendermaßen: „Ich hab mich von Dezember weg auf den kognitiven Teil vorbereitet und ab Februar auch auf den BMS-Teil, also ab da habe ich auf beides parallel gelernt. Von Feber bis Ende April hab ich volle gelernt, Ende April war ich mit dem gesamten Stoff einmal durch. Ab dort hab ich mich dann sehr auf Altfragen fokussiert, um mein Wissen quasi aktiv noch einmal abzurufen – in Form von Fragen, Mindmaps und so weiter.“
Marie studierte während dem Lernen auf den MedAT parallel Betriebswirtschaftslehre und auch sie musste sich ihre Zeit gut einteilen und früh genug lernen anfangen. Damit begann sie im März, nachdem sie sich zuvor viele Fach- und Übungsbücher gekauft hatte, die speziell für den MedAT verfasst wurden. „Ich habe über Monate hinweg zwar immer gelernt, aber am intensivsten war die Vorbereitung definitiv in den letzten Wochen vor dem Test. Da hab ich wirklich den ganzen Tag von früh bis spät gelernt und mich vor allem auf den kognitiven Teil fokussiert.“
Große Erleichterung und banges Warten nach dem Aufnahmetest
Der Tag des MedAT ist allesentscheidend: Die Leistung, die man an diesem Tag, abliefert, bestimmt über das Erlangen eines heißbegehrten Studienplatzes. Die Nerven können dementsprechend ziemlich flattern. Zu ihrer eigenen Überraschung ging es Anna nicht so – vielmehr war es eine Erleichterung: „Der Aufnahmetest war eigentlich ein tolles Erlebnis, weil ich sehr tiefenentspannt und relaxed dorthin gegangen bin und darauf vertraut hab, das das rauskommen wird, was rauskommen soll.“ Viel schlimmer als der Test selbst war für Anna die Zeit danach als man auf die Ergebnisse warten musste, „weil man sich über alles den Kopf zerbricht.“
Marie´s Erfahrungen zum MedAT selbst waren ähnlich und doch anders. Auch sie war wie Anna erleichtert als der Test endlich vorüber war und empfand das Warten danach als Qual, allerdings war sie vor dem Test äußerst nervös. „Ich bin ehrlich gesagt nicht davon ausgegangen, dass ich allzu große Chancen habe. Natürlich hab ich sehr viel und auch intensiv gelernt gehabt, aber ich wollte meine Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Vielleicht war auch das der Grund, warum ich während des Tests ruhig blieb, ich dachte mir einfach, ich geb mein Bestes und offenbar war das doch genug.“
Interessante und fordernde Vorlesungen
Sowohl Anna als auch Marie war schon vor dem Bestehen des MedATs bewusst, dass das Studium selbst kein Honiglecken wird: „Ich mein, der MedAT ist ja erst der Anfang, da hat das Studium noch nicht einmal angefangen“, lacht Anna. Und auch die Tatsache, dass am Anfang medizinische Fächer nicht die Überhand haben, hat die beiden nicht überrascht: „Ich glaub im ersten Semester sind einfach viele Grundlagen – Chemie, Physik und Biologie auch. Anatomie ist das medizinischste Fach, das wir jetzt haben und es gefällt mir total gut. Ich denke mir, durch ein paar Sachen muss man einfach durch“, meint Marie und auch Anna war sich im Klaren, dass „das erste Jahr nicht viel bzw. gar nicht klinisch ist.“
Doch über alle sechs Jahre hinweg, die das Studium benötigt, bleibt das natürlich nicht so. „Später wird es spezifischer. Im zweiten Studienabschnitt kommen dann die ganzen Fachbereiche. Wir haben jetzt schon Praktika von Physik und Biochemie gehabt und dann kommen auch noch die Sezierkurse. Da geht man schon mit viel Respekt hinein und ich glaube, da müssen wir sicher viel lernen, aber es wird sicher cool werden!“, erzählt Marie mit Blick auf die kommenden Monate und Jahre.
Von den ersten zwei Monaten können aber beide Studentinnen eine positive Bilanz ziehen: Die Vorlesungen sind interessant und sie sind glücklich, das studieren zu können, was sie wirklich wollen.
Tipps für alle, die nächstes Jahr den MedAT bestreiten wollen
Schön und gut – Anna und Marie sind also in ihr Traumstudium reingekommen, doch was nützt dir das für deine eigene Vorbereitung? Ganz einfach: Du kannst dir ihre Strategien anschauen und überlegen, ob diese für dich auch in Frage kommen könnten. „Jeder ist individuell und bereitet sich individuell vor“, meint Marie. Dennoch hat sie einen großen Tipp: „Ich würde auf jeden Fall den Leuten empfehlen, dass sie den kognitiven Teil regelmäßig üben. Auch die Leute aus dem Studium, mit denen ich geredet habe, haben alle gesagt, dass sie sich über den kognitiven Teil ein bisschen gerettet haben. Den BMS-Teil hat man nie so in der Hand. Ich finde, wenn man sich auf den KFF–Teil vorbereitet und den regelmäßig übt, dann bekommt man irgendwann so ein Gefühl dafür.“
Auch Anna hat ihr ideales Lernsystem entwickelt. Sie erzählt davon, dass Vorbereitung natürlich sehr wichtig ist, doch man muss sein Wissen letztendlich auch wirklich abliefern können: „Mir hat es geholfen, Beruhigungsmöglichkeiten zu lernen. Atemübungen und solche Sachen. Man muss sich da einfach voll auf sich konzentrieren und schauen, dass man ruhig bleibt und sich nicht von der Menschenmasse verunsichern lässt.“ Außerdem hat Anna versucht, den Druck, den sie sich selbst auferlegt und auch von außen kommt, gar nicht erst zustande kommen zu lassen. Ein großer Hilfsfaktor in dieser Hinsicht war die Tatsache, dass sie nur ihrem engsten Freundes- und Familienkreis erzählt hat, dass sie den Test überhaupt noch einmal versucht.
Vorbereitungskurse sind eine große Hilfe
Anna hat zusätzlich zum selbstständigen Lernen auch einen Vorbereitungskurs im Frühling absolviert. Bei diesem Wochenendkurs sind sie mit den Kursleitern die Fächer des BMS-Teil durchgegangen, Kognitives und Methoden wurden geübt und die Skripten, die man dazu erhalten hat, waren „extrem viel wert“. Nützlich waren vor allem auch die geknüpften Kontakte, mit welchen man sich auch nach dem Kurs noch stets austauschen konnte. An der Spitze der Liste an Vorteilen eines Vorbereitungskurses stehen für Anna allerdings die Testsimulationen, die man dort absolviert: „Was für mich entscheidend war und das ist wirklich ein großer Tipp, sind Testsimulationen. Machts Testsimulationen mit allem drum und dran: mit den Beruhigungsübungen, wie teils ihr euch das Essen ein, wie trinkt ihr. Das sind richtig banale Sachen, aber es hilft volle, weil es dann beim Test keine große Überraschung mehr geben wird. Auch die Zeit muss man im Kopf haben.“
Übrigens bieten wir von aufnahmeprüfung.at auch einige Vorbereitungskurse für Medizin an. Hier kommst du zu diesen.